Der Schlaganfall. Ursachen, Symptome und Erste Hilfe

Schlaganfall

Der Schlaganfall ist eine lebensbedrohliche neurologische Erkrankung und die häufigste Ursache einer dauerhaften, im Erwachsenenalter erworbenen Behinderung. In Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall und fast eine Million Menschen leben mit den Folgen eines Schlaganfalls. Der Schlaganfall stellt nach Krebs- und Herzerkrankungen die dritthäufigste Todesursache dar, 25% der Patienten bleiben dauerhaft pflegebedürftig. Unbehandelt gehen bei Verschluss eines der hauptversorgenden Gefäße des Gehirns pro Minute ca. 1,9 Millionen Nervenzellen, 14 Milliarden Synapsen und 12 Kilometer Nervenfasern zu Grunde. In der Akutsituation eines Schlaganfalls zählen vor allem zwei Dinge: der frühzeitige Behandlungsbeginn und kompetentes Handeln. Die Betroffenen müssen daher umgehend versorgt werden, wenn möglich auf einer Schlaganfall-Einheit, einer sogenannten Stroke Unit. 

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Auch wenn die Symptome wieder verschwinden gilt:
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Notfallwissen

Entscheidend ist der rasche Notruf. Jede Minute zählt, denn jeder Schlaganfall ist ein potentiell lebensbedrohlicher Notfall, der einer dringenden Behandlung bedarf. Daher sollte direkt die Rettungsleitstelle (Telefon 112) alarmiert werden. Rettungsdienst und Notarzt werden den Patienten untersuchen, überwachen, ggf. stabilisieren und ihn rasch in eine geeignete Klinik mit einer Schlaganfallspezialeinheit (Stroke Unit) bringen. Dabei ist es wichtig, dass Angehörige oder Begleitpersonen möglichst genaue Angaben über den Zeitpunkt des Symptombeginns sowie über frühere oder zusätzliche Erkrankungen des Patienten und einzunehmende Medikamente machen können.

Symptome eines Schlaganfalls

Halbseitenlähmung, hängender Mundwinkel
halbseitige Gefühlsstörung
Sprachstörung
Sehstörungen
Schwindel, Erbrechen
Gangstörung, gerichtete Fallneigung

So prüfen Sie einen Schlaganfall-Verdacht: der FAST-Test

Mit dem FAST-Test (englisch für Face/Gesicht, Arms/Arm, Speech/Sprache und Time/Zeit) können Sie innerhalb weniger Sekunden einen Schlaganfall feststellen. 
zum FAST-Test

Erste Hilfe

Bewusstsein Prüfen
Patient wach: Lagerung mit leicht erhöhtem Oberkörper
Patient bewusstlos: Lagerung in stabiler Seitenlage
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Was ist ein Schlaganfall?

Unter einem Schlaganfall wird eine Durchblutungsstörung des Gehirns mit dadurch bedingten, plötzlich auftretenden Ausfällen bestimmter Funktionen des Gehirns verstanden. Ursachen sind ein Gefäßverschluss oder eine Blutung im Gehirn.

Etwa 80 bis 90 Prozent sind ischämische Hirninfarkte. Bei etwa 10 bis 20 Prozent handelt es sich um Hirnblutungen (hämorrhagische Schlaganfälle).

Bei ischämischen Hirninfarkten kommt es zu einem Gefäßverschluss im Gehirn. Somit werden Teile des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Blut und damit mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Bereits nach wenigen Minuten gehen dabei Nervenzellen zugrunde. Gefäßverschlüsse können lokal entstehen, z.B. durch arteriosklerotische Ablagerungen im Bereich der Gefäßwände oder auch embolisch, beispielsweise durch ein Blutgerinnsel aus dem Herzen entstehen.

Hirnblutungen werden durch den Einriss (Ruptur) eines Gefäßes verursacht. Auch dabei kann es zu einer Minderversorgung der Nervenzellen und zum Funktionsverlust kommen. 

 Weitere, seltene Ursachen von Schlaganfällen sind Blutungen im Bereich der Hirnhäute (sog. Subarachnoidalblutung, epi- und subdurale Hämatome) oder Durchblutungsstörungen in den Venen des Gehirns (Sinus- oder Hirnvenenthrombose).

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Zeichen eines Schlaganfalls

Die Art der durch einen Schlaganfall hervorgerufenen Symptome  hängt davon ab, welches Gehirnareal betroffen ist. Typisch ist das plötzliche Auftreten der Symptome. Hierbei unterscheidet sich die Symptomatik ischämischer und intrazerebraler Blutungen nicht. Eine Unterscheidung kann nur mittels CT- oder MRT-Bildgebung des Gehirns erfolgen.

Häufige Symptome

Häufige Symptome sind schlaffe Lähmungen, die das Gesicht (z.B. hängender Mundwinkel) oder eine Körperhälfte betreffen können.

Typisch sind auch halbseitige Gefühlsstörungen, die sich als Taubheit oder Kribbeln äußern können. Dabei ist immer die der geschädigten Hirnhälfte gegenüberliegende Körperhälfte betroffen. 

Bei Beteiligung des Sprachzentrums (meist linke Gehirnhälfte) kommt es zu Sprachstörungen (Aphasien). 

Sehstörungen im Sinne von halbseitigen Gesichtsfeldausfällen oder plötzlicher Blindheit auf einem Auge können ebenso Ausdruck eines Schlaganfalls sein.

Durchblutungsstörungen im Bereich des Kleinhirns oder Hirnstamms äußern oft sich durch Symptome wie  plötzlich auftretenden Dauerschwindel mit Übelkeit und Erbrechen sowie eine Gang- und Standunsicherheit (Ataxie). Ebenso kommen Schluckstörungen, verwaschene Sprache (Dysarthrie) und Doppelbilder (Augenbewegungsstörungen) vor.

Große Infarkte und vor allem größere Hirnblutungen gehen oft mit Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma einher. Diese können sowohl plötzlich eintreten, als sich auch aufgrund einer langsam zunehmenden Hirnschwellung innerhalb von Stunden bis Tagen entwickeln.

Schnelles Handeln rettet Leben 

Wenn eines oder mehrere dieser Symptome auftreten, sollte sofort der Notarzt unter Telefon 112 verständigt werden. Auch wenn die Beschwerden schnell wieder verschwinden, sollten die Betroffenen umgehend eine Klinik aufsuchen.

Wenn die Symptome schnell wieder abklingen, kann es sich dabei um eine sogenannte TIA (transitorisch ischämische Attacke) handeln. In diesem Fall liegt eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns vor. Diese kann ein Anzeichen für einen bevorstehenden Schlaganfall darstellen und muss ernst genommen werden. Eine konsequente Diagnostik nach solch einem vorübergehenden Ereignis kann u. U. einen Schlaganfall mit dauerhafter Behinderung verhindern.

 

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Akutbehandlung

Frühzeitiger Behandlungsbeginn und kompetentes Handeln

In der Akutsituation eines Schlaganfalls zählen vor allem zwei Dinge: der frühzeitige Behandlungsbeginn und kompetentes Handeln. Die Betroffenen müssen daher umgehend versorgt werden, im Idealfall in einer spezialisierten Klinik mit einer Schlaganfallspezialstation (Stroke Unit). Ziel der Akuttherapie des Schlaganfalls ist es, möglichst viel Hirngewebe zu retten und Funktionen des Gehirns zu erhalten.

Die ersten Stunden entscheiden über die Ausmaße der Zellschäden im Gehirn. Die Therapiemöglichkeiten und damit die Prognose sind wesentlich von der raschen Erkennung und richtigen Einordnung der Schlaganfallsymptome abhängig. Jeder Schlaganfallpatient sollte durch einen neurovaskulär versierten Neurologen untersucht werden. Die Untersuchung kann wie im Schlaganfallnetzwerk STENO auch telekonsiliarisch per Videountersuchung erfolgen. Vor der gezielten Behandlung in der Klinik steht immer die Diagnostik mittels Bildgebung (CT oder MRT) zur Unterscheidung zwischen einem ischämischen Hirninfarkt und einer Hirnblutung.

Grafik Telekonsil © petitio/STENO

Medikamentöse Akuttherapie

Bei einem Teil der Patienten mit einem Gefäßverschluss kann nach sorgfältiger Abwägung bestimmter Ein- und Ausschlusskriterien versucht werden, das Blutgerinnsel mit einem intravenös gegebenen Medikament wieder aufzulösen (i.v.-Thrombolyse). Je früher diese Therapie begonnen wird, desto höher sind ihre Erfolgschancen. Die Thrombolyse ist aktuell bis 4,5 Stunden nach Beginn der ersten Symptome zugelassen.

 

Mechanische Therapie

Bei Verschlüssen eines Gefäßhauptstammes von Hirngefäßen oder hirnzuführenden Gefäßen kann eine alleinige oder zusätzlich zur intravenösen Thrombolyse durchgeführte mechanische Entfernung des Blutgerinnsels (Thrombektomie) einen zusätzlichen Nutzen für den Patienten bringen. Diese mittels eines Katheters durchgeführte Entfernung des Blutgerinnsels (Thrombus) aus dem Hirngefäß wird in allen drei Zentren unseres Netzwerkes rund um die Uhr angeboten.

Behandlung auf einer Schlaganfallspezialstation (Stroke Unit)

Nach Möglichkeit erfolgt die Aufnahme eines Patienten mit akutem Schlaganfall auf eine Stroke Unit. Die spezialisierte Diagnostik und Behandlung dort hat sich sowohl in der akuten Phase als auch in der anschließenden Versorgung bewährt. Neben der ärztlichen und pflegerischen Spezialisierung spielt die zeitnahe, enge Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden sowie die interdisziplinäre Vernetzung mit anderen Fachdisziplinen wie z.B. der (Neuro-)Radiologie, der Kardiologie, der Gefäßchirurgie und der Neurochirurgie eine wichtige Rolle. Weiterhin erfolgen auf der Stroke Unit eine hochspezialisierte Ursachen-Diagnostik sowie eine kontinuierliche Überwachung der Schlaganfallpatienten (z.B. Blutdruck, Puls, Temperatur, Sauerstoffsättigung, Neurologischer Status). Bereits auf der Stroke Unit werden mit einer gezielten medikamentösen Sekundärprophylaxe begonnen und Maßnahmen zur Rehabilitation angebahnt.

Weiterführende Informationen

Deutsche Schlaganfallhilfe

Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft

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Risikofaktoren und Vorsorge

Risikofaktoren

Sowohl vermeidbare als auch nicht beeinflussbare Risikofaktoren können die Entwicklung eines Schlaganfalls begünstigen.

Zu den medikamentös beeinflussbaren Risikofaktoren zählen
Bluthochdruck
Diabetes mellitus
erhöhte Blutfette
Herzrhythmusstörungen (V.a. Vorhofflimmern)
andere Herzerkrankungen

Vermeidbare Risikofaktoren sind
Übergewicht
Bewegungsmangel
Rauchen und auch
übermäßiger Alkoholgenuss.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren sind
Alter,
Geschlecht und die
genetische Veranlagung.

Für die selteneren Hirnblutungen sind maßgeblich
Bluthochdruck und eine Erkrankung der Blutgefäße des Gehirns (Amyloidangiopathie) verantwortlich. Begünstigende Faktoren sind
vorbestehende Gefäßanomalien/-missbildungen
Hirntumoren
Metastasen oder die
Einnahme von Gerinnungshemmern (orale Antikoagulanzien).

Für junge Menschen erhöhen eine
Gerinnungsstörung, eine
Bindegewebsstörung oder eine
genetische Disposition
das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.

Menschen, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben oder bei denen durch eine Mangeldurchblutung  verursachte Ausfallerscheinungen vorübergehend aufgetreten sind (TIA) , haben ein deutlich erhöhtes Schlaganfall-Risiko. 

 

Vorbeugung

Um Ihr Risiko, an einem Schlaganfall zu erkranken, zu verringern, können Sie selbst aktiv werden. Wichtig sind eine
ausreichende körperliche Betätigung, eine
ausgewogene Ernährung,
Nichtrauchen und
der Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum.
 

 

 

 

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